Turnier in Potsdam

 01. März 2014

Nach dem gewollt geringen Niveau in Neuseddin bot Potsdam, wie in jedem Jahr, die Ringer-Elite von Berlin/Brandenburg und darüber hinaus. (Ich weiß, das ist im Deutschland-Vergleich nicht sonderlich viel).
Die Karower "Preußen" reisten mit 2 Hohenschönhausener Verstärkungen an; es gingen nicht alle Blütenträume auf, aber unzufrieden waren Herr Atorf und ich letztendlich auch nicht. Schön war,

dass keiner unserer Ringer den Wettkampf ohne wenigstens einen Sieg verließ.

D - Jugend

Tristan Reinke 27 kg, 1 Sieg, 2 Niederlagen
 
Athletisch recht stark, steht sich Tristan manchmal selbst im Weg, um erfolgreicher zu sein: Es ist nicht immer ersichtlich, warum er im Wettkampf oder Training so wechselhaft ist.
Nach dem erfreulichen 2. Platz in Neuseddin war seine Kampfleistung in Potsdam gut. Mannschaftskamerad Till Baldauf konnte er nicht viel entgegensetzen, im Kampf gegen den späteren Gruppenzweiten unterlag er nach hartem Kampf, in dem er nicht chancenlos war. Dazwischen ein 30 - Sekunden - Sieg tröstete ihn vielleicht etwas über sein späteres Ausscheiden hinweg.
 
Till Baldauf 27 kg, 3 Siege, 1 Niederlage - 2. Platz
 
Es ist nicht zu fassen, aber es stimmt: Till feiert am 16. März bereits seinen 4. Ringergeburtstag. 50% Leben mit Ringen! Und das sieht man auch, wenn er auf der Matte steht. Seine Phase, wo er selbst sein größter Gegner war, hat er überwunden und seine guten konditionellen und koordinativen Fertigkeiten sind durch Routine komplettiert.
Ein harter Kampf in der Gruppe und ein noch härter Finalkampf, wo er seinen Gegner auf den Schultern hatte - leider, nachdem der bereits mit 10 Punkten Differenz führte - sollten Till zeigen, dass bei aller Routine der Weg zum Sieg mühsam ist.
 
Jonas Eigendorf 27 kg, 3 Siege, 1 Niederlage - 3. Platz
 
Dagegen ist Jonas ein ungeschliffener Diamant: Mit einer Art Hauruck - Kampfweise, die auf gut entwickelter Kraft, Schnelligkeit und Gewandtheit basiert, gewann er bisher in der Regel seine Kämpfe. Meist konnte er gegnerische Angriffe im Ansatz abwürgen oder rannte seine Gegner einfach um. So brauchte er für seine ersten beiden Kämpfe in Potsdam nur zusammen 45 Sekunden.
Raschid Amed , der im Finale dann auch Till besiegte, hatte er noch zu wenig entgegenzusetzen. (Aber wie wird man mit einer Niederlage fertig?)
Im Finale um Platz 3 traf er auf Lukas Franz, gegen den Tristan verloren und Till mit viel Mühe gewonnen hatte und siegte, nach dem in diesem Kampf insgesamt 29 (!) technische Punkte gefallen waren.
Ein ungeschliffener Diamant mit Zukunft.
 
Jonas Dittmer 31 kg, 3 Siege, 1 Niederlage - 2. Platz
 
Jonas hat es langsam gelernt, dass Ringkampftechnik noch mehr zu bieten hat, als nur den Kopfhüftschwung. Dadurch verbesserte sich sein Kampfstil.
Zwei schnellen Siegen folgte ein Kampf, in dem sein Gegner lange führte und die Niederlage schon fast klar war. Aber so nicht mit Jonas: Mit enormen Kampfwillen drehte er den Kampf kurz vor Schluss und legte seinen Gegner bei 11:10 auf die Schultern.
Im Finale ließ er sich leider mit seiner Lieblingstechnik besiegen. Merke: Wer eine Technik gut zieht, fällt häufig selbst darauf rein.
 
Axel Fabiunke 38 kg, 1 Sieg, 2 Niederlagen
 
Axel konnte in Neuseddin mit Bravour und variablem Kampfstil die Goldmedaille holen. In Potsdam wehte ein anderer Wind: Nach 2 schnellen Niederlagen unter anderem gegen den späteren Turniersieger schied er aus, nicht ohne sich noch einen Sieg zu holen. Genauer - 2 Siege: Durch ein Fehler der Listenführung musste er gegen denselben Gegner zweimal antreten. Während er im ersten Kampf durch Konsequenz und von seinem Sieg in Neuseddin beflügelt klar siegte, fehlte ihm dieses Selbstvertrauen nach inzwischen einem verlorenen Kampf. Somit stand er kurz vor einer Niederlage (Pausenstand 4:8 für den anderen), bevor er sich, durch Herrn Atorf darauf hingewiesen, auf seine Stärken besann und bei 16:10 einen Schultersieg machte.
Und genau das ist auch Axels Problem: Es mangelt ihm oft an Selbstvertrauen, aber im Training weicht er Anstrengungen aus und lässt sich von Jonas Dittmer lieber besiegen als ordentlich gegenzuhalten und damit seine und Jonas' Fähigkeiten zu verbessern.

C - Jugend

Christian Klein 34 kg, 1 Sieg, 2 Niederlagen
 
Ich denke, ich habe hier schon oft erwähnt, dass Christian das Zeug für einen guten Ringer hat: Er hat viel Kraft, ist schnell und gewandt. Aber wenn man das Training so wenig besucht wie er, kann sich das auch nicht weiterentwickeln.
Zu seinem Gunsten sei erwähnt, dass er vom Gewicht noch eine Klasse tiefer ringen könnte.
Nach einem deutlichen Sieg mit schönen Aktionen holte er eine genauso deutliche Niederlage gegen den späteren Zweitplatzierten (immerhin in einer Gewichtsklasse mit 19 Startern) und eine knappere mit 2:12 - in beiden Kämpfen ging er nicht auf Schultern.
 
Maryca Runds 38 kg, 1 Sieg, 2 Niederlagen
 
Maryca hatte sich gegen den favorisierten Leon Guthke und Vereinskamerad David Tenzer durchzusetzen und soweit ist sie noch nicht. Schön, dass sie dazwischen wenigstens noch einen schönen Sieg holen konnte.
 
David Tenzer 38 kg, 4 Siege, 2 Niederlagen, 5. Platz
 
David kann ganz gut ringen, nur mit dem Kämpfen haperts. Aber nicht umsonst sprechen wir vom Ringkampf - nur wer beides kann, wird auch siegen.
Nach 3 recht einfachen Siegen, verlor er klar gegen den späteren Sieger (in dieser Gewichtsklasse tummelten sich immerhin 17 Sportler). Den letzten Gruppenkampf verlor er mit 4:12. Und hier fehlte mir das kämpferische Aufbegehren, David akzeptierte zu schnell diese Niederlage. Der Sieg war aber drin - Ansgar verlor gegen diesen Ringer im Finale mit 4:7.
Im Kampf um Platz 5 hatte David keine Probleme und rang auch recht ansehnlich.
 
Ansgar Reinke 38 kg, 3 Siege, 2 Niederlagen, 4. Platz
 
Auch bei Ansgar hat man das Gefühl, dass er sich allzu schnell mit einer Niederlage arrangiert. Er liegt zurück (4:7 im Finale um Platz 3) und wartet, als wenn er führen würde. Er greift halbherzig zum Bein, statt das mit aller Konsequenz zu tun. Wir üben derzeit im Training den Durchschlüpfer und Ansgar war der Einzige, der diese Technik oft und auch erfolgreich anwandte. Aber eben auch gelegentlich halbherzig und damit auf seine eigenen Angriff Punkte abgebend.
Und dann hat er seinen Gegner im Boden und setzt 4 Techniken an (Halbnelson, Nackenhebel, Hammerlock, Einsteiger), von denen er keine umsetzt, statt eine Technik zu fassen und konsequent durchzuführen.
Eine klare Niederlage gegen den späteren Zweitplatzierten, eine knappe Niederlage im Finale, ein überraschender Sieg aus dem Rückstand, wo er einen gegnerischen Fehler endlich mal konsequent nutzt und 2 sichere Siege - so schlecht war das Turnier für Ansgar gar nicht.
 
Max Dittmer 42 kg, 4 Siege, 1. Platz
 
Ach, wie gern lobe ich Max, meinen fleißigsten Sportler (die anderen fleißigen seien mir darob nicht gram), der als unterer Jahrgang mit knapp 39 kg in 42 Gold holt. Kraftvolle und schnelle Beinangriffe (wieso trauen sich seine Trainingskameraden so etwas so selten) führten ihn an die Spitze. 2 ungefährdeten Siegen folgte ein Zitterkampf gegen einen körperlich starken Adajev vom TRV, wo er doch etwas mit seinen Nerven zu kämpfen hatten.
In der anderen Gruppe setzte sich Serdar Durmus durch - unter anderem gegen Alan Gol mit 14:4, gegen den auch Pien schon zweimal verloren hatte. Aber für Max stellte das kein Problem dar - mit 12:1 siegte er bereits nach 90 Sekunden.
 
M. Ringel

 

Ein Dank für die Bilder geht an Familie Runds.

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