Nachtrag aus Hohenschönhausen
22. Juni 2014
Der Beginn dieses Nachtrags soll die Entschuldigung dafür sein, dass ich es nicht schneller geschafft habe, die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler in meiner Obhut zu würdigen. Beruf, Familie und die nötige Erholung spielen einem da manchmal übel mit. Doch nun chronologisch:
Pfingstcup beim VFL Tegel in Berlin (07.06.2014)
Leonie Roitsch, weibl. Schüler 42kg
Ihre Niederlagen hat sie inzwischen gut verkraftet, wenn es auch an diesem Tag etwas viel war: Es war brütend heiß und die Erwartungen hoch: Internationale Gäste, sogar aus den USA, standen am Mattenrand. In allen Kämpfen zeigte Leonie Initiative, doch zum Sieg fehlte der Biss und die Härte. Beinangriffe und Kopfhüftwürfe kamen noch zu unsicher und zögerlich -aber sie kamen. Defensiv ist Leonie dagegen stark: Sie sprengt Spaltgriffe und rauft sich aus kritischen Situationen raus.
Ein Dank geht an dieser Stelle an die Betreuerin Bella, die nicht nur die Fotos geschossen hat, sondern erwärmend tätig sowie mit Tips und tröstenden Worten dabei war.
Berliner Meisterschaft (08.06.2014)
Jamie Soberski, E-Jugend, 23kg, 1 Sieg 3 Niederlagen, Platz 6
Jamie ringt anders, als er im Alltag auftritt: Mutig stürzte er sich in den Kampf und holte so den ersten Sieg des Tages für die Preußen. Er widerstand einem Kopfhüftwurf und zog richtig einen Halbnelson der beim zweiten mal zum Schultersieg führte. Die Niederlagen gegen den weitgereisten Hamburger Beifus oder Max Förster aus der Stahlheimer sind leicht zu verkraften, denn die Jungs sind für Jamie noch einen Nummer zu groß.
Emil Baldauf, E-Jugend, 23kg, 2 Niederlagen, Platz 7
Gegen eine Hilla Suttner in Emils ersten Kampf an diesem Tag zu verlieren, ist keine Schande. So stürzte er sich auch rauflustig ins Ungewisse. Als die Ringerin aus der gefürchtet legendären Familie Suttner Emil dann aber aus einem Beinangriff hoch in die Luft hob und von dort technisch sehr ordentlich mit Schwung auf den Rücken donnerte, war für Emil alles vorbei. Von dem Schock erholte er sich nicht und gab diesen Kampf auf. So hatte Max Förster mit einem weinenden Emil ohne Nervenkostüm dann leichtes Spiel.
Avidan Rossade, D-Jugend, 25kg, 2 Siege, 2 Niederlagen, Platz 5
Unser Konterringer kam zu seinem ersten Sieg ohne jeden Technikeinsatz, weshalb hier keine Worte zu verlieren sind. Gegen die Luftfahrterin Karolin Huth war er zwar mit einem Beinangriff in der Offensive, geriet in der Unterlage aber in eine Brustquetsche, die zur Schulterniederlage führte. Jedoch: Avidan kämpfte trotz Schmerzen lange und vergoss keine Tränen. Ebenso musste der Beinangriff von Sijad Evloev vom SC Roland Hamburg (Platz 1) Avidan beeindruckt haben: Die Luft wird ganz schön dünn, wenn man hoch über die Matte gehoben wird. Lobenswert dann noch der Hammerlock im letzten siegreichen Kampf. Es war der einzige, den ich bisher im Wettkampf von Hohenschönhauser Sportlern sehen konnte.
Jonas Eigendorf, D-Jugend, 27kg, 4 Siege, 1 Niederlage, Platz 3
Wenn er Heidi Suttner erst im Finale begegnet wäre... ist er nicht, und somit bekam er den Meistertitel mit Bronze. Die meisten Kämpfe waren für Jonas unspektakulär: Schnelle, brachiale Beinangriffe und bedingungslose Halbnelsons, Schultersieg. Das Geheimnis ist Jonas Siegeswille. Nur bei Heidi Suttner reichte diese Kombination nicht aus. Eine so erfahrene Gegnerin ließ sich von den technisch unsauberen Beinangriffen nicht umhauen, sondern konterte oder wartete in stabiler Lage ab. So kam Jonas in der zweiten Runde aus der Puste und an den Rand der Verzweiflung. Bei 11:11 war er kurz abgelenkt, was Heidi nutzte, um ihn in die Schulterlage zu zwingen. Der Brückenkampf war dann nicht mehr so kraftvoll, wie er hätte sein müssen: Sieg für Heidi, die an alle anderen Gegner nur vier Punkte abgab, an Jonas aber elf. Für die Zukunft: Neue Techniken auch im Wettkampf einsetzen, um alternative Taktiken in Petto zu haben, wenn die Lieblingsvariante nicht zum Ziel führt, wäre sehr vorteilhaft.
Warnemünder Traditionsturnier (14.06.2014)
Nach Warnemünde zu fahren, ist jedes mal ein Highlight. Der Grund: Ein ansprechendes Turnier mit wechselndem Anspruch (der für meine Sportler bisher nicht zu gering war) und das Baden im Meer, also der Ostsee. Diesjahr kam sogar der Besuch eines Bootes dazu. Trotz pazifistischem Bauchgrummeln haben wir eine Korvette der Bundesmarine besichtigt. Für die interessante Führung, die Kinder und Erwachsene beeindruckte, hier einen großen Dank an Marc Fraede.
Avidan Rossade, 25kg, 4 Niederlagen, Platz 5
Es wäre Quatsch, zu sagen, Avidan sei chancenlos gewesen. An diesem Tag fehlte ihm aber die Lust. Das soll hier nicht weiter ausgebreitet werden, außer: Das geht auch anders...
Jonas Eigendorf, 27kg, 4 Siege, Platz 1
Das Lob ist kurz: Der Typ ist einfach irre stark und schnell und will unbedingt Gewinnen. Mehr als Beinangriffe und Halbnelsons waren nicht nötig, um alle von der Matte zu fegen: 31 Punkte holen, 4 Punkte abgeben...
Jedoch: Bei Beinangriffen die Arme nach hinten nehmen (wie einer von den Silverhawks oder Iron Man) ist unklug (haben wir schon besprochen). Alternativen parat haben, wäre für die Zukunft von Vorteil (haben wir schon mehrmals besprochen).
Till Baldauf, 29kg, 3 Siege, 2 Niederlagen, Platz 3
Nordisch kämpfen ist irre anstrengend. Fünf Kämpfe und davon einige in schneller Folge, muss man erst einmal schaffen. Till ist nicht mehr so in Wettkampfform, wie letzte Saison, denn die Wettkämpfe waren in diesem Jahr viel seltener. Seine gerade erst erworbene Gelassenheit wurde dann von dem älteren Rostocker Florian Wiesemann auch angekratzt. Dass Till trotzdem viel reifer ist, zeigte, wie er mit seiner zweiten Niederlage gegen Jonas Nientet aus Taucha umging: Wieder gelassen. Gerade gegen die stärkeren Gegner in der Unterlage, hielt Till Situationen aus, die ihm im Training fehlen. Von seinen Stärken war dafür leider wenig zu sehen. Einzig die Wende aus dem Nackenhebel hat diesmal gezeigt, wie sehr er Trainigssituationen verinnerlicht hat. Alle Siege wurden eher rauferisch als ringerisch erkämpft, was eine anständige Leistung ist.
A.B.
Der Beitrag zu Luckie Muckies ist dann im regulären Artikel zu finden.