Preussen-Ringer für olympisches Ringen I - ein Kommentar

14. Mai 2013

Für den 25. Mai, den Samstag vor dem Meeting des IOC mit der FILA (Weltringerverband) hat der Deutsche Ringerbund alle Vereine zu öffentlichen Aktionen aufgerufen. Bleibt zu hoffen, dass der Aufruf „Raus aus der Ringerhalle und rein in die Öffentlichkeit“ nicht nur aus dem gegebenen Anlass erklärt werden kann.

Es wäre wünschenswert, wenn dieses Motto auch eine Reaktion auf die Fehler der Vergangenheit wäre: viel zu wenig Öffentlichkeitsarbeit gepaart mit einer naiven Traditionstümelei.

Seit die Entscheidung des IOC bekannt wurde, das Ringen aus dem olympischen Kernprogramm zu streichen, zeigt man sich von jeder Seite geschockt. Wie könne man eine Sportart mit dieser olympischen Tradition aus dessen Programm streichen? Intuitiv mag diese Reaktion richtig sein, dem Sport hilft sie wenig weiter. Schließlich wurde die Entscheidung des IOC nicht gefällt, weil man sich nicht der Tradition des Ringkampfs bewusst war, sondern weil dieser schlicht maßgeblichen Kriterien nicht gerecht wurde. Die Tradition ist im Ringen die Sicherheit, auf der man sich lange ausgeruht und wichtige Arbeit verschlafen hat. Jetzt sollten wir erwachen! Wir müssen neue Impulse setzen, die zeigen, dass unsere Sportart nicht nur traditionell, sondern auch modern, d. h. ZEITLOS ist. Am Sport müssen wir nichts ändern. Unser Sport bietet mehr als die meisten zu wissen glauben. Es gilt, an die Öffentlichkeit heranzutreten und ihr zu beweisen, dass unser Sport des heutigen olympischen Programms mehr als würdig ist. Dass wir neben einer ganzheitlichen Körperbildung auch hohe Ansprüche an Koordination und Schnelligkeit stellen und dass unser Sport vor allem eine hohe geistige Herausforderung darstellt, ist nicht allen bewusst. Genau genommen weiß kaum einer von der Attraktivität dieses Sports, der nicht schon einmal eine Ringerhalle besucht hat: weder das IOC noch die Öffentlichkeit. Und das IOC entscheidet maßgeblich nach der Popularität einer Sportart. So hart es klingt: dass wir diese Öffentlichkeitswirksamkeit nicht haben, liegt zumindest in Deutschland einzig und allein an den Ringern selbst. Darum sollte sich das Motto: „Raus aus der Ringerhalle und rein in die Öffentlichkeit“ weder auf die Zeit der IOC-Entscheidung, noch auf eine Verlagerung unser Aktivitäten nach draußen beschränken. Um erfolgreich zu sein, müssen wir vor allem medial mit anderen Sportarten mithalten können und unsere Kommunikation mit der Öffentlichkeit verbessern. Wenn wir das schaffen, werden die Menschen wissen, dass wir olympisch sind - mit und ohne Olympia!


S. J. Saul

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